10.10.2024: Welttag für psychische Gesundheit

2024

Als psychologisch-therapeutisch ausgerichtete Beratungsstelle ist es uns ein Anliegen zur Aufklärung und Informationsvermittlung, genauso wie zur Entstigmatisierung von psychischen Leiden beizutragen. Passend zum Welttag für psychische Gesundheit haben wir TuBF-Kolleg*innen deshalb persönliche Empfehlungen von Medien zusammengestellt, die Sie in diesem Blogbeitrag finden.

Der Welttag für psychische Gesundheit wurde 1992 durch den Weltverband für psychische Gesundheit (engl. World Federation for Mental Health, WFMH) eingeführt. Ziel und Zweck dieses Aktionstages ist es in der Allgemeinbevölkerung ein Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu schaffen, über diese zu informieren und Stigmata sowie Hemmnisse abzubauen. [1] Seit 2006 setzt sich das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit in Deutschland genau für diese Zwecke ein. [2] Denn obwohl sich Einstellungen gegenüber psychischen Erkrankungen und ihre Behandlung, Betroffenen und Angehörigen in den letzten dreißig Jahren seit Einführung des Aktionstages zum Positiven geändert haben, gibt es auch heute noch eine nicht zu vernachlässigende Stigmatisierung und einige Fehlinformationen rund um das Thema psychische Krankheit und Gesundheit. [3; vgl. 4-6]

Eine Enttabuisierung von psychischen Leiden und deren Behandlung kann auf vielen unterschiedlichen Wegen und Ebenen passieren. Eine große Rolle können dabei Medien spielen: Filme, Serien, Bücher, Zeitschriften, Podcasts, Blogs, soziale Medien und viele mehr können Einblicke in die Erlebenswelt unterschiedlicher Menschen geben und zu mehr Verständnis und Sensibilität in der Gesellschaft beitragen. Wir wollen einige aus unserer Sicht wertvolle Beispiele für solche Beiträge geben:

Serie: Noch nie in meinem Leben (2020 – 2023).
„Zum heutigen Tag der seelischen Gesundheit möchte ich gerne die Serie „Noch nie in meinem Leben…“ empfehlen. Die Serie vermittelt meiner Meinung nach ein realistisches und plastisches Bild davon wie der traumatische Verlust einer Bezugsperson die Entwicklung eines jungen Menschen beeinflussen, in psychische Krankheit münden und darüber hinaus familiäre Bindungen belasten und herausfordern kann. Besonders gelungen finde ich vor allem die Darstellung des Psychotherapie-Prozesses, in dem die Hauptfigur Devi professionelle Unterstützung durch ihre Therapeutin Dr. Ryan erhält. Wenn auch bestimmte Situationen aufgrund künstlerischer Überlegungen der Serien-Macher*innen überzeichnet werden, erlebe ich diese Darstellung von Psychotherapie als eine der respektvollsten und eher realitätsnahen Darstellungen der letzten Jahre.“
TuBF-Kollegin Dilara Köse

Buch: Axel Brauns (2004). Buntschatten und Fledermäuse: Mein Leben in einer anderen Welt (Goldmann Verlag).
„Das Buch habe ich vor vielen Jahren gelesen und es ist mir dennoch eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Aus der Sicht eines von Autismus betroffenen Menschen geschrieben, erhält man die Gelegenheit die Welt aus einer anderen Wahrnehmung und Perspektive heraus kennenzulernen.
Statt nur über die Wahrnehmung und Empfindungen, Gedanken von Betroffenen zu reden oder zu lesen, bekommt man hier seine eigene Sicht, Empfindung, Wahrnehmung und Gedanken erzählt. Das hat mir mehr Eindrücke vermittelt, als so manches Fachbuch es könnte.“

TuBF-Kollegin Pia Rolfes

Buch: Bonnie Leben (2024). Eine Bonnie kommt niemals allein (Heyne Verlag).
„Ich möchte anlässlich des heutigen Tages auf ein autobiografisches Buch zum Thema Dissoziative Identitätsstruktur (DIS, früher auch bekannt als multiple Persönlichkeitsstörung) aufmerksam machen, das vor wenigen Wochen neu erschien und ich gerade erst gelesen habe. Die Bonnies geben in diesem Werk in tagebuchähnlichen Einträgen Einblicke in ihre Innenwelt, in ihr persönliches Überleben nach dem Trauma – in meiner Wahrnehmung sensibel, hoffnungsbringend und an keiner Stelle beschönigend. Obwohl jede dissoziative Identitätsstruktur völlig anders aussehen kann, leisten aus meiner Sicht die Bonnies einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Sensibilisierung für diese Thematik. Das Buch ist aus meiner Sicht ergänzend oder alternativ zur sonstigen Aufklärungsarbeit der Bonnies (z.B. über deren Instagram-Kanal @diebonnies) für alle zu empfehlen, die einen Zugang zum Thema DIS finden wollen – für Betroffene als auch Nicht-Betroffene.“
TuBF-Kollegin Corinna Harder

Serie: Everything Now (2023).
„Eine britische Teen-Serie über das Leben einer Jugendlichen, die nach einem Klinikaufenthalt versucht wieder anzuknüpfen. Die Serie erzählt für mich eindrucksvoll von den komplexen Wechselwirkungen von Gesellschaft, Peers und Familie auf die eigene Wahrnehmung und Gefühlswelt und den reelen sowie gefühlten Anforderungen an das Individuum, vor allem als weiblicher Teenager.
Bitte beachten: ab 16 Jahren und Triggerwarnung: Essstörung, Depression, Suizidalität.“ 

TuBF-Kollegin Pia Rolfes

Zeitschrift: Flow – Das Magazin für persönliche Entwicklung, Kreativität & mehr Ruhe.
„Meine absolute Lieblingszeitschrift, die verschiedene Themen rund um Psychologie, Selbstfürsorge, Kunst und das Leben allgemein abdeckt und immer wundervoll designt ist. Seit einigen Ausgaben hat die Zeitschrift die Rubrik „In Therapie“ aufgenommen, in der in jeder Ausgabe eine andere Person von ihren persönlichen Therapie-Erfahrungen berichtet. Aber auch in den restlichen Artikeln wird psychische Gesundheit bzw. psychisches Leid als normaler Bestandteil des Lebens behandelt und immer wieder thematisiert. Eingebettet ist das Ganze in eine Vielzahl ressourcenorientierter und hoffnungsbringender Artikel und Illustrationen zur Inspiration und Stärkung. Vollste Empfehlung.“
TuBF-Kollegin Corinna Harder  

Weiterführendes auf der Website des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit:

  • Hier finden Sie weitere Empfehlungen (Bücher, Filme, Podcasts) rund um das Thema Psyche und Psychotherapie
  • hier die aktuellen Termine sowie
  • hier die Bündnispartner*innen des Aktionsbündnisses.

Quellen

[1] Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (o.D.). 10. Oktober: Tag der seelischen Gesundheit. Verfügbar hier.

2] Aktionsbündnis Seelische Gesundheit (o.D.). Ein starkes Bündnis. Verfügbar hier.

[3] Schomerus, G., Spahlholz, J. & Speerforck, S. (2023). Die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu psychischen Störungen. In: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz.  Verfügbar hier.

[4] Hauschild, J. (2021). Stigmatisieren wir psychisch Erkrankte? In: Psychologie Heute. Verfügbar hier.

[5] Rüsch, N. (2022). Gegen das Stigma psychischer Erkrankungen. In: Hogrefe, Heft 3-2022. Verfügbar hier.

[6] Gaebel, W. (2024). Psychische Kranke: Stigma erschwert Behandlung und Integration. In: Ärzteblatt, PP3, Seite 553. Verfügbar hier.